Proverbs 27

Falsches Rühmen

Wer sich des morgigen Tages rühmt (Spr 27:1), überschätzt sich selbst enorm. Solches „Rühmen“ bedeutet, dass sich jemand anmaßt, die Kontrolle über die Zukunft zu haben. Doch kein Mensch kann wissen, „was ein Tag gebiert“, das heißt, was ein Tag mit sich bringt, was an einem Tag alles geschehen kann. Das gilt sowohl für den Rest des heutigen Tages als auch für den morgigen Tag. Die Zukunft liegt in Gottes Hand. Kein Mensch kann darüber entscheiden. Wenn wir das anerkennen, wird es uns demütig machen, so dass wir Ihm, dem souveränen Gott, alle unsere Zukunftspläne unterwerfen; Er leitet alle Dinge.

Es ist nicht falsch, Pläne zu schmieden, solange es in einer demütigen Haltung geschieht. Aber Pläne schmieden, als ob wir selbst über unser Schicksal entscheiden und Kontrolle über die Zukunft haben könnten, steht uns nicht zu (Jak 4:13-16). Der Herr Jesus macht das im Gleichnis vom reichen Toren klar, der geplant hatte, noch viele Jahre zu leben, doch in der folgenden Nacht starb, weil Gott seine Seele von ihm forderte (Lk 12:16-21).

Der Spruch beinhaltet noch eine andere Belehrung. Wir können aus diesem Spruch lernen, dass wir uns nicht um morgen zu sorgen brauchen (Mt 6:34). Wir wissen nicht, ob unsere Sorgen morgen noch da sind. Und wenn sie morgen noch da sind, dann ist auch Gott noch da, um uns beizustehen. Eine weitere Anwendung ist, dass wir nicht auf morgen verschieben sollen, was wir heute erledigen können. Das ist besonders wichtig, wenn es um die Bekehrung eines Menschen geht. Dann gilt der Aufruf: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (Heb 3:15). Wenn die Bekehrung auf „morgen“ verschoben wird, ist „morgen“ ein Tag im Kalender Satans geworden, der ins Unendliche verlängert werden kann (Apg 24:24-27).

Spr 27:2 schließt an Spr 27:1 an. Spr 27:1 sagt, dass niemand sich über das rühmen soll, was er morgen oder in Zukunft tun wird. Spr 27:2 sagt, dass niemand sich selbst rühmen soll über das, was er heute oder gestern (oder in der Vergangenheit) getan hat oder was er ist. Das hebräische Wort „rühmen“ kann auch mit „loben“ übersetzt werden. Es ist gut, Dinge zu tun, die des Lobes wert sind (Phil 4:8), aber es ist nicht gut, sich selbst damit zu rühmen. Lob ist wie eine gut sitzende Jacke. Du darfst sie tragen, wenn ein anderer dir diese Jacke anzieht und nicht du selbst, sonst wird sie dir nicht länger gut stehen.

Wenn dich andere Leute loben, mag es gut sein; aber dich selbst zu loben, kommt einer Form von Stolz gleich. Das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ gibt das gut wieder. Es ist ein allgemeines Sprichwort, das deutlich macht, dass auch Weltmenschen – allgemein gesagt – keine Wertschätzung für jemand haben, der ständig von seinen eigenen Leistungen spricht.

Wir können sicher dankbar sein für das, was wir erreicht haben, und können uns daran erfreuen. Gott sah auf sein Schöpfungswerk und sah, dass es „sehr gut“ war (1Mo 1:31). Nun gibt es aber einen Unterschied zwischen uns und Gott. Gott findet alle Befriedigung in sich selbst; wir finden sie nur in Ihm. Er befähigt uns, eine bestimmte Arbeit auszuführen. Wenn wir etwas getan haben, müssen wir sagen, dass wir unnütze Knechte sind, die nur getan haben, was sie zu tun schuldig waren (Lk 17:10).

Die Anerkennung kommt vom Herrn. Er sagt zu jedem, der Ihm treu gedient hat: „Wohl, du guter und treuer Knecht!“ (Mt 25:23). Eigenlob ist nie objektiv. Wenn wir uns selbst rühmen, überschätzen wir uns gewaltig. Wenn der Herr uns beurteilt, ist seine Beurteilung absolut objektiv. In diesem Sinn stimmt seine Beurteilung mit der eines „anderen“ und „eines Fremden“ überein. Heuchlerische Elemente spielen keine Rolle. Es ist ein Lob ohne jeden Hintergedanken.

Schwer zu tragende Lasten

„Der Stein“ und „der Sand“ sind schwer (Spr 27:3). Wer sie trägt, muss fühlen, dass sie viel wiegen und dass die Arbeit mühsam und schmerzhaft ist. „Aber der Unmut des Narren ist schwerer als beide.“ Der Unmut des Narren ist unerträglich. Er bleibt wie Stein und Sand im Inneren dessen liegen, der es mit einem Narren zu tun hat. Die geistliche Mühe, die der Umgang mit einem Narren erfordert, ist viel größer als ermüdende körperliche Arbeit. Hiob benutzt das gleiche Bild, um die Schwere seines Leidens zu beschreiben (Hiob 6:2; 3).

Auf emotionaler Ebene können Gefühle da sein, über die der Mensch keine Kontrolle hat und die eine vernichtende Wirkung haben (Spr 27:4). Jemand kann durch bestimmte Ereignisse so wütend sein und ein Übermaß an Zorn haben, dass er grausam wird (1Mo 34:13-29; 1Mo 49:5-7). Solche Wutausbrüche sind nicht gut zu heißen und schon gar nicht die Grausamkeiten, die jemand begeht, aber nach der Entladung kann eine gewisse Ruhe entstehen.

Doch schlimmer als Wutausbrüche ist Eifersucht. Eifersucht ist unerträglicher als Wut. Sie ist wie ein verzehrendes Feuer. Sie frisst um sich und verzehrt vor allem auch den, bei dem sie sich befindet. Eine eifersüchtige Person ist schlimmer als eine zornige. Eifersucht wird nie befriedigt (Spr 6:32-35). Niemand kann sich gegen sie stellen (Jak 3:14; 16). Abel fiel der Eifersucht Kains zum Opfer, Joseph der seiner Brüder.

Tadel als Ausdruck der Liebe

„Offener Tadel“ ist ein offenherziges, direktes Wort ehrlicher Kritik oder Missbilligung durch einen Freund (Spr 27:5). Sie ist besser „als verhehlte Liebe“, also als eine Liebe, die zu schüchtern, zu ängstlich oder nicht vertrauensvoll genug ist, um zuzugeben, dass Tadel ein Teil wahrer Liebe ist. Eine Liebe, die keine Ermahnung kennt, ist moralisch wertlos. Es stellt sich sogar die Frage, ob solche Liebe aufrichtig ist. Wie auch immer, Liebe, die sich der Verantwortung entzieht, ist unvollständig.

Paulus musste Petrus einmal öffentlich tadeln (Gal 2:11). Aber das hat bei Petrus kein böses Blut bewirkt. Er spricht später in seinem zweiten Brief über „unseren geliebten Bruder Paulus“ (2Pet 3:15). Es ist falsche Liebe und in Wirklichkeit Hass, wenn wir eines unserer Kinder oder unsere Mitgeschwister nicht tadeln, wenn es nötig wäre: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld trägst“ (3Mo 19:17). Liebe „freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit“ (1Kor 13:6).

Der Spruch in Spr 27:6 sagt mit anderen Worten dasselbe wie Spr 27:5. Wir alle haben Menschen nötig, die uns so sehr lieben, dass sie bereit sind, uns die Wahrheit über uns selbst zu sagen. Solche Menschen sagen uns nicht nur Dinge, die wir hören wollen, sondern auch solche, die wir hören müssen. Das kann bisweilen schmerzhaft sein und Wunden verursachen. Aber dies sind stets Wunden, die keine Narben hinterlassen. „Wunden“ bezieht sich besonders auf Wunden an der Seele.

Vielleicht müssen wir jemanden auf etwas hinweisen, weil wir sehen, dass etwas droht, schiefzulaufen. Die angesprochene Person muss eine Korrektur in ihrem Verhalten vornehmen. Solche Zurechtweisungen mögen schwer zu schlucken sein und können sogar zur Folge haben, dass die beiden Gesprächspartner sich für eine Weile voneinander distanzieren. Die angesprochene Person mag die Aussage der anderen Person als unerwünscht empfinden. Wenn aber die ersten Emotionen einmal überwunden sind und man über das Gesagte nachdenkt, wird man die Zurechtweisung nach reiflicher Überlegung als Vorteil erkennen und es sogar als Gefallen ansehen (Ps 141:5; vgl. Off 3:19).

So können zum Beispiel Großeltern bei ihren Enkeln Dinge sehen, die ihren Kindern, den Eltern der Enkelkinder, entgehen. Da ist Weisheit erforderlich, wenn es darum geht, die Kinder in der richtigen Weise und zur richtigen Zeit darauf anzusprechen. Wahre Liebe weist auf etwas Falsches hin und wartet nicht, bis es zu spät ist.

Gegenüber den Äußerungen wahrer Liebe stehen die Äußerungen der Scheinliebe des Hassers. Der Hasser ist nicht geizig mit seinen „Küssen“. Er gibt sie „überreichlich“, um auf diese Weise seine wahren Absichten zu verbergen. Es sind irreführende und heuchlerische Äußerungen. Das abscheulichste Beispiel dazu ist der trügerische Kuss, mit dem Judas seinen Meister verriet (Mk 14:43-45).

Sattheit und Hunger verändern den Geschmack

Dieser Vers stellt eine „satte Seele“ einer „hungrigen Seele“ gegenüber. Erstere zertritt und verabscheut Honig, während letztere selbst „alles Bittere süß“ findet. Zu viel des Guten macht das Gute nicht schlecht, aber es verdirbt den Nutzer. Je mehr wir haben, desto weniger schätzen wir das, was wir haben.

Für einen Hungrigen hingegen ist es genau umgekehrt. Hunger lässt das Bittere süß schmecken, wie ein holländisches Sprichwort lautet: „Hunger macht raue Bohnen süß“, was sagen will, dass alles schmeckt, wenn man Hunger hat. Hunger wird deshalb auch „der beste Koch“ genannt.

Wenn es um Essen und Trinken für unseren Körper geht, gilt der erste Teil des Verses in zunehmendem Maß für den Teil der Welt, in dem wir leben (Europa). Mit dem zweiten Teil des Verses sind wir viel weniger vertraut. In geistlicher Hinsicht gelten beide Verszeilen. Christen können sich wegen des geistlichen Reichtums, den sie kennen, über andere erhaben fühlen, wobei sie verächtlich auf die herabschauen, die – in ihren Augen – viel weniger wissen, als sie (vgl. 1Kor 4:8). Diese Menschen nehmen deshalb nichts von den „armen“ Gläubigen an, wenn diese ihnen das Wort Gottes mitteilen, sondern „zertreten“ es.

Aber die, die nach Gott hungern und dürsten, nehmen alles, was sie aus dem Wort Gottes lernen können, mit großer Dankbarkeit an. Dieser Hunger nach Gott lässt bittere Prüfungen zu süßen Erfahrungen werden (2Mo 15:23-25). Auf diese Weise wird auch die Bitterkeit des Gerichts süß, wenn es als gerecht anerkannt wird, denn der Glaube sieht dessen Auswirkungen (Off 10:8-10). Das Leiden verursacht einen bitteren Geschmack, aber das Bewusstsein, dass darauf Segen folgt, lässt die Bitterkeit süß werden (Off 10:9).

Verlass deinen Wohnort nicht

Dieser Vers vergleicht einen „Vogel, der fern von seinem Nest schweift“ mit einem „Mann, der fern von seinem Wohnort schweift“. In beiden Fällen ist die Rede von einem sicheren und geschützten Ort, den man verlässt. Der Grund dafür wird nicht erwähnt. Der Zusammenhang scheint darauf hinzudeuten, dass es sich um eine unverantwortliche Aktion handelt, die das Wertvolle nicht berücksichtigt, das aufgegeben wird.

Das Wort „schweift“ lässt den Eindruck entstehen, dass ein Mensch nicht mehr länger die Umstände ertragen kann und deshalb sein Glück anderswo suchen will. Unzufriedenheit mit der jeweiligen Lebenssituation ist oft ein Beweggrund, um davonzulaufen. Daraus sollen wir lernen, Mitmenschen zu ermuntern, auch in unangenehmen Zeiten ihr Haus zu schützen und dafür dankbar zu sein.

Für solche, die mit ihren Umständen nicht zufrieden sind, ist das Gras auf der anderen Seite immer grüner. Elimelech hatte Bethlehem aus wirtschaftlichen Gründen verlassen; er beabsichtigte, sich in Moab niederzulassen und dort zu wohnen, solange die Hungersnot in Israel andauern würde (Rt 1). In Moab ist es nicht gut gelaufen. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn sehen wir, dass der jüngste Sohn das Haus seines Vaters aus egoistischen Gründen verließ. Er zog von seinem Vater weg, wo er es so gut hatte, und es erging ihm schlecht (Lk 15:11-16). Auch ein Gläubiger kann fern von seinem „Nest“ schweifen, wie Demas es tat (2Tim 4:10). Ein irrender Fuß folgt einem irrenden Herz.

Die Süßigkeit und Hilfe eines Freundes

„Öl und Räucherwerk“ sind wohltuend für den Körper (Spr 27:9). Wer seinen Körper mit solchen wohlriechenden Essenzen einreibt, so dass er gut aussieht und auch gut riecht, wirkt das frohmachend auf sein Herz. Kosmetik hat ihre Wirkung auf eine Person. Den gleichen wohltuenden Effekt hat der „Rat der Seele“, den ein Freund aus seiner „Süßigkeit“, aus seiner Zuneigung heraus, gibt.

Der Rat der Seele eines Freundes ist besonders dann wohltuend, wenn er von einem Freund kommt, der Gott an die erste Stelle in seinem Leben stellt und die gleiche Gemeinschaft mit dem Heiland genießt, die du selbst auch genießt. Ein schönes Beispiel finden wir in dem Rat, den Jonathan seinem Freund David gab (1Sam 20). Der Herr Jesus gibt immer einen Rat der Seele. Damit erfreut Er die Herzen derer, die Er seine Freunde nennt. Einer seiner Namen ist ja „Berater“ (Jes 9:5).

Anschließend an Spr 27:9 spricht Salomo in Spr 27:10 über den Wert eines Freundes, und zwar besonders über den Wert eines Freundes der Familie. Salomo selbst pflegte eine Freundschaft mit Hiram, der schon der Freund seines Vaters David war (1Kön 5:15-25). Er ist ein Freund, der seine Vertrauenswürdigkeit schon während einer Generation bewiesen hatte. Er warnt seinen Sohn, diesen Freund nicht zu verlassen, sondern die Freundschaft mit ihm als etwas Besonderes zu schätzen.

Ein Freund des Hauses ist einem immer nahe, sowohl in wörtlichem als auch in geistlichem Sinn. Er kennt die Familie. Sollte der Sohn eines Tages von einem Unheil getroffen werden und Hilfe benötigen, so braucht er nicht zu einem Bruder zu gehen, der weit entfernt lebt oder mit dem er keine geistliche Beziehung hat, sondern er kann einfach den Freund des Hauses um Hilfe bitten. Er wohnt ja ganz in der Nähe und kennt den Sohn schon von klein auf.

Wahre Freundschaft verändert sich nicht. Ein wahrer Freund ist ein Nächster, bei dem du immer anklopfen kannst. Für wahre Freunde gibt es keine Hindernisse im Hinblick auf bestehende Altersunterschiede. Das gilt ganz besonders für den Herrn Jesus, der in allen Generationen der verlässliche Freund aller ist, die Ihn kennen.

Ein weiser Sohn ist eine Antwort auf Schmähung

Ein weiser Sohn erfreut zuallererst das Herz seines Vaters. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass er es seinem Vater ermöglicht, sich gegen seine Kritiker zu verteidigen. Eltern, die ihre Kinder nach klaren Regeln erziehen, werden manchmal kritisiert. Sie verpflichten ihre Kinder, gewisse Regeln zu befolgen. Auch halten sie ihre Kinder fern von gewissen Freiheiten, die andere Kinder bekommen oder sich nehmen. Diese Kritik geht mit Warnungen an die Eltern einher, dass ihre Kinder sich später wohl der Welt zuwenden werden, weil sie das Joch der Erziehung für unerträglich empfunden haben.

Aber eine Erziehung aus dem Umgang mit dem Herrn, mit Weisheit von Gott und liebevollen, deutlichen Regeln, werden im Allgemeinen eine gute Auswirkung auf die Kinder haben. Kinder, die weise sind, rechtfertigen ihre Eltern. Von den Kindern wird nicht gefordert, dass sie sich gut benehmen, nur damit der Vater sich gegenüber denen verteidigen kann, die seine Erziehung kritisieren. Das wäre Zwang und Manipulation. Geistliche Wahrheiten sind kein Erbgut. Die Weisheit, die ein Sohn in seinem Leben erkennen lässt, ist nicht geerbt, sondern erworben.

Kinder, die ihren eigenen Weg in Übereinstimmung mit dem Herrn gehen, worauf ihre Eltern sie hingewiesen haben, sind die beste Empfehlung für den Wert der Erziehung, die sie von ihren Eltern empfangen haben. Das gilt auch für Gott als unseren Vater. Wir erfreuen sein Herz, wenn wir weise sind, was aber nur möglich ist, wenn wir auf die Belehrung seines Wortes hören. Wenn seine Belehrung in uns sichtbar wird, bringt es Widersacher zum Schweigen. Dieses Prinzip können wir auch auf alle die anwenden, die Gottes Wort Mitgläubigen weitergeben, zum Beispiel durch Bibelkurse und Vorträge. Wir sehen das auch bei dem, was Paulus zu den Gläubigen in Thessalonich und über sie sagt: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude“ (1Thes 2:19; 20).

Der Kluge verbirgt sich vor dem Unglück

Der Gegensatz besteht zwischen dem Klugen und den Einfältigen (Spr 22:3). Der erste ist eine erwachsene Person, die sich Wachsamkeit angeeignet hat. Einfältige sind unerfahrene und ungeübte Jüngere, die leicht verführt werden können, weil sie eigensinnig sind. Ob einer klug oder einfältig ist, zeigt sich an der Reaktion angesichts des kommenden Unglücks des Gerichts.

Um dem kommenden Unglück entrinnen zu können, müssen wir Unglück sehen und erkennen. Das ist es, was der Kluge tut, während der Einfältige das Unglück möglicherweise auch sieht, aber es nicht erkennt, es vielleicht sogar ignoriert oder meint, dass es schon nicht so schlimm wird. Die Reaktion macht klar, ob jemand das kommende Unglück ernstnimmt oder unbesorgt bleibt. Der Kluge sucht einen Ort, wo er sich vor dem kommenden Unglück verbergen kann; die Einfältigen hingegen werden Strafe erleiden.

David entwich Saul mehr als einmal, weil er voraussah, was Saul zu tun beabsichtigte. David verbarg sich und blieb somit von den Händen Sauls verschont. Auch Noah war ein kluger Mann. Er verbarg sich in der Arche, während alle Einfältigen sich nicht warnen ließen und einfach weiterlebten und Strafe erlitten (Jer 6:17).

Drohendes Unglück sollte uns weder nervös machen noch uns zu einer überstürzten Aktion führen, sondern zu ruhigem Überlegen, was wir tun sollten, um unbeschadet zu bleiben, denn kommen wird es. Ein Kluger wird sich am richtigen Ort zu verbergen wissen, dort, wo er wirklichen Schutz vor dem Unglück findet. Er wird sich nicht vor Gottes Zorngericht zu schützen suchen, indem er sich an einem unpassenden Ort oder auf eine unpassende Weise verbirgt, indem er sich zum Beispiel mit Gesetzeswerken bekleidet.

Nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, bedeckten sie sich mit selbstgemachten Schurzen aus Feigenblättern, ein Bild der Selbstgerechtigkeit (1Mo 3:7; 8). Aber diese Bedeckung nützte ihnen nichts. Die beiden blieben nackt vor Gott (1Mo 3:10; 11). Gott sorgte für die rechte Bedeckung aus Fell von einem Tier, das an ihrer Stelle getötet wurde (1Mo 3:21). Das weist auf die einzig mögliche Zuflucht vor dem Gericht Gottes hin, nämlich auf das Opfer Jesu Christi (vgl. Jes 32:2). Wer Ihn im Glauben annimmt, ist ganz und gar vor Unglück geschützt. Wer diesen Bergungsort ablehnt und ohne Ihn weiterlebt, wird selbst für seine Sünden Strafe erleiden.

Verpflichtungen müssen eingelöst werden

Für einen Fremden Bürge zu werden (Spr 27:13), wird im Sinn von Spr 27:12 als ein kommendes Unglück dargestellt. Der Kluge sieht das Unglück, das damit verbunden ist, Bürge für einen Fremden zu werden. Er verbirgt sich vor dem Unglück, indem er da nicht mitmacht und so vor einer Pfändung bewahrt bleibt.

Wer als Einfältiger für einen Fremden bürgt, riskiert den Verlust seiner Kleidung. Sein Gewand ist das letzte, was er hat. Wenn er das verliert, verliert er alles und wird der Kälte der Nacht ausgesetzt. Auch kann er es nie wieder zurückbekommen, denn es ist in die Hände einer „Fremden“ geraten.

Eine Anwendung ist, dass wir die Wärme der christlichen Gemeinschaft verlieren, wenn wir Verpflichtungen eingehen, die wir nicht erfüllen können. Wir können jemanden für eine bestimmte Aufgabe empfehlen und sagen, dass wir helfen werden, wenn die von uns empfohlene Person die Aufgabe nicht erfüllt. Wenn das so ist, müssen wir unser Wort halten. Dann können wir nicht mehr das tun, was unsere eigentliche Aufgabe war, sondern müssen etwas tun, was nicht unsere Aufgabe war. Damit verlieren wir viel Energie, denn die Erfüllung von Verpflichtungen durch eigenes Verschulden ist etwas ganz anderes, als etwas aus Liebe zu tun.

Die Lektion ist, dass wir die Folgen tragen müssen, wenn wir von einem Fremden, der sich als unzuverlässig herausstellt, irregeführt wurden, Verpflichtungen einzugehen. Die Menschen sind an ihre Verpflichtungen gebunden, egal wie dumm es war, sie einzugehen.

Unangemessenes Verhalten

Wahre Freundschaft wird nicht auf eine übertriebene, unpassende Weise demonstriert (Spr 27:14). Jedem, der seinem Freund lautstark und zur Unzeit alles Mögliche an guten Dingen wünscht, sucht nicht seinen Freund, sondern sich selbst. Er will zeigen, wie gut sein Freund ist und sich damit brüsten, mit so jemandem befreundet zu sein. Es ist ein übertriebener Ausdruck des Lobes, wie gut ein Mensch ist.

Es besteht kein Zweifel, dass der Freund von diesem Verhalten keineswegs begeistert ist. Er braucht solche Aufmerksamkeit gar nicht unbedingt. Das Verhalten seines Freundes ist für ihn eine Verwünschung. Die Nachbarn hören beständig seinen Namen in Verbindung mit allen möglichen religiösen Glückwünschen. Das weckt nicht Respekt, sondern Ärgernis. Wer sich auf diese Weise ausdrückt, mag den Eindruck von Frömmigkeit und Freundschaft erwecken wollen, aber es wird als Verwünschung angesehen. Wenn jemand über die Maßen gepriesen wird, bewirkt das Abneigung und nicht Bewunderung. Der Freund weiß das und ist deshalb gar nicht glücklich über diese Segenswünsche.

Sicher ist es eine gute Sache, jemanden zu segnen, was bedeutet, ihm Gutes zu wünschen. Aber das sollte in einer passenden Art und Weise, zum richtigen Zeitpunkt und aus aufrichtigen Beweggründen geschehen. Eine gute Tat zur falschen Zeit wird als Verwünschung angerechnet. Es ist besser, schon früh am Morgen mit Gott zu reden und beim Bibellesen auf Ihn zu hören, als einem Freund durch so etwas den Tag zu verderben.

Der Vergleich „einer zänkischen Frau“ mit „einer beständigen Traufe“ wurde uns schon einmal vorgestellt (Spr 27:15; Spr 19:13). Hier wird noch „am Tag des strömenden Regens“ hinzugefügt. Das ist ein Tag, an dem du zu Hause bleibst, denn der Regen lässt nicht zu, das Haus zu verlassen. Aber auch dort ist man nicht vor dem Regen geschützt, weil das Dach undicht ist. Man findet nirgends einen Bergungsort.

Der Mann ist ständig der Streitsucht seiner Frau ausgesetzt, ohne die Möglichkeit, sich ihr zu entziehen. Ständig ist sie am Zanken. Ununterbrochen geht es weiter, wie das ständige Tropfen von Wasser durch ein Leck irgendwo im Dach, das man nicht findet. Es regnet draußen und es regnet drinnen, überall wird man nass und kalt bis auf die Knochen.

Sie lässt sich nicht lenken und ist unhaltbar wie der Wind (Spr 27:16). Der Wind ist nicht fassbar und unvorhersehbar, unmittelbar kann ein Windstoß kommen. Öl kann man auch nicht greifen oder festhalten, nicht einmal mit der Rechten, der kräftigen Hand. Es gleitet so durch die Finger. Es beschreibt die Hoffnungslosigkeit einer Situation, die nicht mit menschlichen Mitteln verändert werden kann.

Schärfen und Wachen

Der Mensch ist nicht geschaffen worden, um allein zu sein, sondern um Gemeinschaft zu haben. Er ist ein soziales Wesen und benötigt Mitmenschen, damit er als Mensch leben kann. Einer der Aspekte des Zusammenseins ist der, dass wir einander die Ansichten und Gedanken schärfen, indem wir miteinander reden. „Angesicht“ steht hier für die Persönlichkeit oder den Charakter der Person (Spr 27:17). Der Vergleich mit dem Schärfen von Eisen mit Eisen zeigt, dass es sich um zwei gleichwertige Materialien handelt. Wenn zwei Menschen miteinander über eine Sache reden und einander auch gut zuhören, schärft das beider Verständnis über diese Sache. Es ist eine Situation, bei der beide gewinnen.

Es geht hier um das Schärfen von Charakter und Verständnis. Der Charakter eines Menschen wird vor allem durch Kontakte mit anderen Menschen geformt. Freunde müssen nicht immer einer Meinung sein, aber durch das Reden über eine Sache gewinnen beide Verständnis. Es schärft sie in ihren Überzeugungen und beseitigt gleichzeitig die scharfen Kanten.

Dass Umgang formend wirkt, gilt in besonderer Weise für unseren Umgang mit unseren Geschwistern, mit denen wir Gedanken über Gottes Wort austauschen. Wenn wir das, was wir über Gottes Wahrheit gelernt haben, mit anderen teilen, schärft das den Glauben aller. Das gibt eine klarere Einsicht in die Gedanken Gottes, so dass wir Ihm und auch einander mit größerer Einsicht dienen können.

In Spr 27:18 geht es darum, unsere Beziehungen zu pflegen, damit nicht nur mehr Einsicht und ein besserer Charakter entsteht, sondern auch Fruchtbarkeit und Dienst. Hier geht es nicht mehr um Schärfen und Schleifen, sondern um Pflege und treuen Dienst. Die Pflege eines Feigenbaums erfordert Hingabe. Ausreichende und angemessene Pflege wird dazu führen, dass der Pflegende seine Früchte isst. Das ist seine Belohnung.

Hier wird ein Vergleich mit jemandem gezogen, der über seinen Herrn wacht. Wer das in treuer Weise tut, braucht sich keine Sorgen darüber zu machen, ob seine Anstrengungen anerkannt und belohnt werden (Spr 22:29). Paulus war ein fleißiger und treuer Diener, der über alles wachte, was sein Herr ihm an Wahrheiten anvertraut hatte. Er hat nichts davon aufgegeben. Er wusste, dass der Herr ihn dafür mit einer Krone ehren würde (2Tim 4:7; 8). So wird der Herr jeden in angemessener Weise für die Treue belohnen, mit der er Ihm gedient hat (1Sam 2:30; Mt 25:21; 23; Joh 12:26).

Herz und Augen des Menschen

So wie klares Wasser einem Spiegel gleicht, der ein Gesicht unverändert widerspiegelt, wenn du hineinsiehst, spiegelt „das Herz des Menschen“ seine wahre Natur wider (Spr 27:19; Mt 12:34). Gottes Wort wird mit Wasser verglichen (Eph 5:26) und auch mit einem Spiegel (Jak 1:23; 24). Es zeigt jedem Menschen, der hineinschaut, sein eigenes Herz. Was in seinem Herzen ist, das ist er. Wenn ein Mensch sich dessen bewusst wird, wird er erschrecken und seine Schlechtigkeit anerkennen und Gott um seine Gnade bitten.

Dasselbe gilt auch für den Gläubigen. Wenn wir unsere Herzenshaltung erkennen, führt uns das zu wirklicher Selbsterkenntnis. Was sucht unser Herz? Wenn zum Beispiel jemand in Rente geht, wird häufig deutlich, wo seine Prioritäten liegen. Wird er seine ganze Zeit mit Reisen, Fischen und so weiter verbringen oder sieht er neue Möglichkeiten, dem Herrn zu dienen? Wie jemand seine Freizeit verbringt, verrät uns oft, woran er in seinem Herzen wirklich interessiert ist, ob es ihm um seine eigenen Freuden und seinen Genuss geht oder ob Christus im Mittelpunkt steht.

Nachdem vom Herzen des Menschen die Rede war (Spr 27:19), wird unsere Aufmerksamkeit nun auf „die Augen des Menschen“ gelenkt (Spr 27:20). Diese sind ebenso unersättlich wie „Scheol und Abgrund“. Das Auge stellt hier die Begierde des Menschen dar, die nie befriedigt werden kann: „Das Auge wird des Sehens nicht satt, und das Ohr nicht voll vom Hören“ (Pred 1:8). Der Apostel Johannes spricht von der „Lust der Augen“ (1Joh 2:16).

Unsere Augen werden von einem enormen Angebot bombardiert. Wir sehen nicht mehr nur die Dinge, die um uns herum geschehen. Durch Fernsehen und Internet gibt es eine grenzenlose Flut von Dingen, die wir uns ansehen können. Auch die Reklameblättchen, die in einem unaufhörlichen Strom in unsere Briefkästen kommen, tun ihr bestes, unsere Augen auf die Angebote zu lenken und Begierden zu wecken. Unsere Augen verschlingen alles, was sie sehen, ebenso wie „Scheol und Abgrund“ alle Menschen verschlingen. Die Lust der Augen nimmt kein Ende.

Wenn es um die Lust nach den Dingen dieses Lebens geht, müssen wir lernen, nicht nachzugeben, sondern mit dem, was wir haben, zufrieden zu sein (1Tim 6:8; Heb 13:5; Phil 4:11). Wenn es um das Verlangen nach geistlichen Dingen geht, dürfen Gläubige „den König schauen in seiner Schönheit“ (Jes 33:17). Dadurch werden sie gesättigt werden mit seinem Bild (Ps 17:15).

Lob als Maßgabe

Silber wird im Schmelztiegel geschmolzen, um seine Reinheit zu prüfen. Der Ofen macht dasselbe mit dem Gold. Die Prüfungswerkzeuge machen mögliche Verschmutzungen in diesen kostbaren Metallen deutlich. Salomo vergleicht das „Lob“ einer Person mit Silber und Gold und erwähnt auch die Notwendigkeit der Prüfung. Jemand, der ein Lob bekommt, sollte geprüft werden, ob er dieses wirklich verdient.

Dabei geht es um die Ehre. Gelobt zu werden, ist Ehrensache. Die Reaktion einer Person darauf zeigt, wer sie wirklich ist. So kann sie die ihr erwiesene Ehre als etwas auffassen, was sie auf ihre eigene Leistung zurückführt, oder sie kann Gott dafür dankbar sein, weil sie Ihm ja alles zu verdanken hat. Dieses Handeln lässt sich auf alle Bereiche unseres Lebens anwenden, wo wir gelobt werden.

So wie der Schmelztiegel alle Verunreinigungen an die Oberfläche bringt, wird ein lobendes Publikum das Schlechte in einer Person an die Oberfläche bringen. Sollte aber nichts Schlechtes offenbar werden, so hat die geprüfte Person ihr Lob verdient. Das wird aber nur bei jemandem der Fall sein, der verstanden hat, dass er nichts besitzt, was er nicht empfangen hat, und deshalb alles, was er hat, Gott verdankt (1Kor 4:7).

Wer sich Christ nennt, dessen Bekenntnis wird auf die Probe gestellt werden. Gott kann dazu alle möglichen Mittel und Umstände benutzen. Ehren uns Menschen, weil wir Christen sind, so ist das sozusagen ein Test: Nehmen wir diese Ehrerweisung für uns selbst oder geben wir Gott die Ehre?

Der Narr ist und bleibt ein Narr

Narrheit kann nicht einfach mit eiserner Faust entfernt werden, weil Narrheit das Wesen eines Narren ist. Sogar rigorose Zucht bewirkt in ihm keine Veränderung. Das wird durch das Bild vom Zerstoßen des Narren mitten unter der Grütze in einem Mörser mit Hilfe einer Keule verdeutlicht. Auch wenn der Narr zu Pulver zerstoßen würde, ist und bleibt er doch ein Narr: „Kann ein Kuschit seine Haut wandeln, ein Leopard seine Flecken? Dann könntet auch ihr Gutes tun, die ihr Böses zu tun gewöhnt seid“ (Jer 13:23).

Gericht allein verändert einen Menschen nicht. Der Pharao wurde von Gott immer und immer wieder mit der Keule im Mörser zerstoßen durch all die Plagen, die Er über ihn, sein Volk und sein Land brachte, aber er änderte sich nicht (2. Mose 7–11). Die göttliche Gnade muss wirksam werden, wenn ein Mensch wirklich von seiner Torheit befreit werden soll. Durch die Bekehrung bekommt ein Mensch eine neue Natur und wird zu einer neuen Schöpfung.

Menschenwerk und Gottes Fürsorge

Diese Verse gleichen einem Gedicht über die Verantwortung eines Menschen, dem es aufgetragen ist, sich um Besitz und Einkommen zu kümmern, damit seine Familie und alle, die unter seinem Dach wohnen, das bekommen, was sie brauchen. Aus diesen Versen geht hervor, wie wichtig es ist, bei der Arbeit fleißig zu sein. Sie reden auch von der Befriedigung, die die Folge von fleißigem Arbeiten ist, sowie von Gottes Fürsorge.

Der Abschnitt redet von der Arbeit, zu der Gott uns in unserem Alltagsleben berufen hat. Seine Absicht ist es, den Lebensunterhalt aller Personen zu sichern, die dem Arbeiter anvertraut sind (1Kor 7:20). Gott will, dass der Mensch arbeitet und dass er seine Arbeit eifrig verrichtet. Wenn er es nicht tut, werden er selbst und alle, die zu seinem Haushalt gehören, Hunger leiden. Um dem Menschen behilflich zu sein, stellt ihm Gott Mittel zur Verfügung, die er benötigt, die aber nur Gott geben kann. Das sollte den Menschen erkennen lassen, dass er bei all seinem Tun von Gott abhängig ist.

Wir müssen sehr gut wissen, was wir zu tun haben, was unsere Arbeit alles umfasst und auch, wie wir sie ausführen sollen. Salomo sagt zu seinem Sohn, dass er seinen „Beruf“ gut beherrschen sollte. So rät er ihm, sich zu vergewissern, dass er seine Schafe gut kennt (Spr 27:23). Das ist nur möglich, wenn er jedem einzelnen Schaf die nötige Aufmerksamkeit schenkt, indem er sich liebevoll um es kümmert, so dass es ihm nicht an Nahrung und Schutz fehlt. Das kann nur dann in die Praxis umgesetzt werden, wenn er sein Herz auf die Herde richtet, sie muss ihm ein Herzensanliegen sein. Wer nicht mit dem Herzen bei der Sache ist, wird binnen kurzer Zeit nichts mehr haben, worauf er sein Herz richten kann.

Wir können diesen Vers auf unsere Familie anwenden, auf unsere Kinder und auf unsere Arbeit. Dasselbe gilt für unsere Aufgabe in der Gemeinde Gottes. Die Gemeinde Gottes wird unter anderem mit einer Herde verglichen (Apg 20:28). Die Sorge um sie hat Gott den Ältesten anvertraut. Petrus sollte sich um die Lämmer und Schafe des Herrn Jesus kümmern (Joh 21:15-17; 1Pet 5:1-4).

Das Wort „denn“ (Spr 27:24) nennt den Grund für die Ermutigung im vorhergehenden Vers. Im Fall von Nachlässigkeit und Faulheit ist es bald um Reichtum und Wohlstand geschehen. Es gibt keine Garantie dafür, dass Wohlstand (Reichtum) und Königtum (Krone) von Dauer sind, dass man bleibenden Genuss daran hat. Das alles ist nicht wie selbstverständlich zu erwarten. Wollen wir von allem bleibenden Nutzen haben, müssen wir ständig daran arbeiten.

Der Gläubige hat von Gott viel geistlichen Reichtum und eine königliche Stellung empfangen. Diese sind zwar auf ewig, aber sie sind nicht übertragbar. Der Herr erwartet, dass wir damit arbeiten und anderen dienen. Dabei sollten wir uns bewusst werden, dass die Zeit, die wir für den Herrn wirken können, begrenzt ist. Wir können nur jetzt, so lange wir auf der Erde sind, für Ihn arbeiten. Dazu spornt der Herr uns an: „Handelt, bis ich komme“ (Lk 19:13).

Spr 27:25 verbindet das harte Arbeiten des Menschen mit Gottes Werk. Gott lässt „das junge Gras“ ohne menschliche Mithilfe wachsen (Mk 4:28). In seiner Weisheit bewirkt Er das etappenweise. Ist das Gras gewachsen, kann der Mensch es mähen und als Heu vom Feld holen. Dann ist es vom Feld verschwunden. Aber Gottes Werk geht weiter, das „junge Gras erscheint“. Gott sorgt immer für neues Wachstum (Amos 7:1). So braucht der Mensch nicht neu zu säen. Gott gibt es, und der Mensch kann es mähen.

Gott lässt auch die Kräuter auf den Bergen wachsen, so dass der Mensch auch diese sammeln kann. Berge sind unter anderem ein Bild von Schwierigkeiten. Das Einsammeln von Bergkräutern erfordert eine besondere Anstrengung. So muss ein Berg zuerst bestiegen werden, aber dafür erhält man auch etwas Wertvolles. Das gibt ein zusätzliches Einkommen. Kräuter machen das Essen schmackhaft und werden auch zur Herstellung von Medikamenten verwendet. So wird jede zusätzliche Anstrengung im Werk des Herrn auch belohnt (1Kor 15:58).

Die Schafe liefern Wolle (Spr 27:26). Davon kann Kleidung hergestellt werden, womit der Hirte sich warmhalten kann: „Wenn seine Lenden mich nicht gesegnet haben und er mit der Wolle meiner Lämmer sich nicht erwärmte“ (Hiob 31:20). Der Verkauf seiner Böcke (Hes 27:21) erlaubt es ihm, neue Investitionen zu tätigen, zum Beispiel den Kauf eines Feldes.

Neben der Kleidung fehlt es ihm auch nicht an „Ziegenmilch ... zu deiner Nahrung“. Diese Nahrung dient sowohl ihm selbst als auch seinem Haus und den Mägden. Von seiner fürsorglichen Arbeit haben alle in seiner Umgebung Nutzen. Das ist auch in geistlicher Hinsicht so. Wer in den Dingen des Herrn treu ist, ist ein Segen für andere.

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